Der Herbst verwöhnt uns mit angenehmen Temperaturen, idyllischer Natur und frischer, kühler Luft, die sofort die Sinne belebt und uns den Stress des Alltags vergessen lässt – Perfekte Voraussetzungen für eine ausgedehnte Wanderung. Trotz aller Begeisterung sollten Sie aber immer den Faktor Sicherheit im Auge behalten. Denn mit guter Planung können Sie auch unerwarteten Situationen kompetent und mit Selbstvertrauen begegnen. Wir haben hier für Sie die wichtigsten Fragen zusammengefasst, die Sie sich vor einem Ausflug in die Berge stellen sollten.
1. Habe ich alles, was ich für meine Wanderung brauche?
Es mag banal klingen, aber es kommt leider allzu häufig vor, dass man im Eifer des Gefechts den einen oder anderen wichtigen Gegenstand vergisst. Wir empfehlen Ihnen daher, in aller Ruhe einen Wanderrucksack mit allen notwendigen Utensilien zu packen und diesen zwischen den einzelnen Wanderungen gepackt zu verstauen. Vor der Wanderung müssen Sie dann nur noch die leicht verderblichen Ausrüstungsgegenstände wie Wasser und Proviant einpacken. Unsere Empfehlung für den dauerhaften Inhalt eines Wanderrucksacks sind:
- Kleidung zum Wechseln (Socken, T-Shirt, evtl. Mütze und Handschuhe)
- Regenjacke
- Sonnenschutz (Sonnenbrille, Kopfbedeckung, Sonnencreme)
- Aktuelle Wanderkarte
- Notfallapotheke
- Biwacksack
- Signalmittel (Trillerpfeife, Taschenlampe)
- Taschenmesser
- Ersatzakku oder Powerbank
Dazu kommen dann vor Wanderungsbeginn:
- Wasser (mindestens 1 Liter für 2 Stunden Wandern)
- Jause (leichte, aber energiereiche Nahrung wie Trockenfrüchte oder Müsliriegel)
- Mobiltelefon mit vollständig geladenem Akku
2. Habe ich meine Route mit Bedacht gewählt?
Bei der Planung einer Wanderung sollte man immer mit gesundem Menschenverstand vorgehen. Ehrgeiz ist gut, Leichtsinn weniger. Wenn Sie in einer Gruppe unterwegs sind, richtet sich die Route immer nach den Fähigkeiten des Schwächsten. Sind Sie alleine wandern, schätzen Sie Ihre Kondition und Leistungsfähigkeit realistisch ein. Glücklicherweise ist es heutzutage einfach, sich Erfahrungsberichte über die beliebtesten Wanderrouten anzusehen, um eine klare Vorstellung vom Schwierigkeitsgrad einer Route zu bekommen.
UNSER SICHERHEITSTIPP: Sagen Sie immer jemanden, dass Sie eine Wanderung planen, wohin Sie gehen und wann Sie zurückkommen wollen. So ist jemanden informiert, der sich mit Ihnen in Verbindung setzen und gegebenenfalls Hilfe rufen kann, wenn Sie von einer Wanderung nicht zurückkommen sollten.
3. Entspricht meine Ausrüstung der von mir geplanten Wanderung?
Gutes Schuhwerk ist das Herz einer erfolgreichen Wanderung: Es sorgt für Komfort, Stabilität und Sicherheit. Je nachdem, welches Terrain auf Ihrer Wanderstrecke vorherrscht, sollten Sie auch Ihre Schuhe dementsprechend anpassen. In unserer Serie zu den verschiedenen Anwendungsbereichen, die von Alfons Meindl 1976 entwickelt und inzwischen von den meisten Bergschuh-Herstellern übernommen worden sind, erklären wir genau, welche Schuhe für welche Situationen am besten geeignet sind:
Teil 1: Anwendungsgebiete A + AB: A für Freizeit und Alltag sowie AB für Wanderungen im Flachland, Mittelgebirge oder den Voralpen
Teil 2: Anwendungsgebiete B + BC: B für ausgedehnte Touren in leicht alpinem Gelände und BC für ambitionierte Trekkingtouren
Teil 3: Anwendungsgebiete C + D: C die Hochgebirgsschuhe und D, die ultimativen Hochgebirgsschuhe
Zusätzlich ist natürlich auch wichtig, dass die Schuhe gut passen und bereits vor Beginn der Wanderung eingetragen wurden.
4. Bin ich mit den aktuellen Begebenheiten vertraut?
Jetzt im Herbst, wo die Tage wieder kürzer werden, ist es wichtig, sich bei der Planung einer Wanderung auch über die aktuellen Wettergegebenheiten vor Ort zu informieren. Vor allem im Gebirge können oft deutlich andere Bedingungen herrschen als im Tal und es macht Sinn, auch auf Änderungen gut vorbereitet zu sein. Im Gebirge passieren solche Wetterumschwünge viel schneller, als erwartet.
UNSER SICHERHEITSTIPP: Kehren Sie im Zweifelsfall lieber um und nehmen Sie den sicheren Rückweg, bevor Sie mitten im Hang von Nebel, Regen oder Schneefall erwischt werden.
5. Bin ich in der Lage, mich vor Ort zurecht zu finden?
Auch den Besten kann es bei Wanderungen über Geröllfelder oder entlang verschlungener Pfade passieren, dass sie vom richtigen Weg abkommen und sich plötzlich neu orientieren müssen.
UNSER SICHERHEITSTIPP: Gehen Sie niemals stur weiter, um auf das Beste zu hoffen. Kehren Sie stattdessen sofort um und verfolgen Sie Ihre eigenen Schritte zurück, bis Sie wieder an einer Stelle ist, an der Sie wissen, dass Sie richtig sind.
Neben einem GPS-Gerät oder einem Handy sollten Sie immer auch eine aktuelle Wanderkarte dabeihaben und wissen, wie Sie diese lesen. Leider sind elektronische Geräte nie zu hundert Prozent zuverlässig und es ist wichtig, für den Notfall eine Alternative bereit zu haben.
6. Sind mir die Gefahren bewusst und weiß ich, wie ich im Notfall zu reagieren habe?
Trotz sorgfältiger Planung können Unfälle nie ganz ausgeschlossen werden. Deshalb ist es unerlässlich, sich im Vorfeld auf mögliche Notsituationen vorzubereiten. Dazu gehört neben dem Packen der notwendigen Ausrüstung (Notfallapotheke, Biwacksack, Signalmittel) auch das Aneignen der entsprechenden Fertigkeiten. Regelmäßige Erste-Hilfe- und Lawinenkurse sowie die Ausbildung im Umgang mit Lawinenverschütteten-Suchgeräten (LVS) sind auf jeden Fall sinnvoll, wenn Sie sich im Herbst und Winter in den Bergen aufhalten wollen. Je öfter man diese Notsituationen übt, desto besser prägen sie sich ein und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, im Ernstfall einen kühlen Kopf zu bewahren und richtig zu handeln.
Unser Fazit: Der wichtigste Garant für eine erfolgreiche und entspannte Zeit in den Bergen ist die gründliche Vorbereitung. Wenn Sie gut auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, können Sie auch unerwartete Situationen nicht so schnell aus der Fassung bringen. Je mehr Zeit Sie im Vorfeld in die Planung investieren und je genauer Sie sich mit den zu erwartenden Gegebenheiten vertraut machen, desto freier und unbekümmerter können Sie Ihre Wanderung genießen.