Hinweise zu Meindl Profilsohlen:

Die Profilsohle ist der Teil am Schuh, welcher durch intensive Nutzung am stärksten strapaziert wird.

Wir haben auf dieser Seite unsere Erfahrungswerte zusammengefasst, welche Faktoren auf die Beschaffenheit und Funktion von Profilsohlen Einfluss nehmen. Dabei unterscheiden wir zwischen Faktoren der Profilgestaltung, Faktoren der Umgebung, sowie benutzerspezifischen Faktoren.

Faktoren der Profilgestaltung:

Unterschiedliche Profile dienen unterschiedlichen Zwecken. Deshalb statten wir unsere Schuhe auch für die unterschiedlichen Anwendungsgebiete mit anderen Sohlen aus. Doch wodurch unterscheiden sie sich? Hier sind die wichtigsten Punkte erklärt. Diese werden im Anschluss Anhand der Meindl Multigriff® Sohle praktisch erklärt.

  • Der Abrieb des Gummis:

Je höher die Abriebwerte einer Gummimischung sind, umso mehr Grip und damit Stabilität auf glatten Oberflächen vermittelt der Gummi. Dabei erhöht sich mit den Abriebwerten auch die Reibung und damit der Verschleiß des Profils.

Als Schuster müssen wir darauf achten, eine Balance zwischen Grip und Langlebigkeit zu finden. Die bei Meindl verbauten Sohlen erfüllen deshalb allesamt die hohen, von uns definierten Standards in Bezug auf Griffigkeit und Sohlenabrieb.

  • Die Profiltiefe

Die Profiltiefe bezeichnet den Höhenunterschied zwischen den Stollen und den Einkerbungen in der Sohle. Ein tiefes Profil bietet vor allem auf unbefestigtem Gelände einen guten Halt. Ähnlich wie die Stollen von Fußballschuhen krallt sich das Profil tief in den Boden und gibt so einen guten Grip. Dies ist auch im felsigen Gelände hilfreich, denn durch die vielen Kanten kann die Sohle auch an kleinen Strukturen Haftung finden und so die Stabilität erhöhen.

Bei einem flachen Profil wird der Grip durch eine möglichst große Auflagefläche der Sohle erreicht, ähnlich wie bei Kletterschuhen. Dies verbessert also auf geraden Oberflächen und im befestigten Gelände die Haftung.

  • Die Flächenverteilung

Unter Flächenverteilung verstehen wir das Verhältnis aus der Profilfläche, die in direktem Kontakt zum Boden steht und der gesamten Sohlenfläche.
Ein Profil mit wenigen, dafür ausgeprägten und hohen Stollen, hat den Vorteil, bei relativ geringem Gewicht eine hohe Stabilität auf weichem, rutschigem oder unbefestigtem Gelände zu bieten. Ein Hauptanteil der Reibungsenergie wird von wenigen Stollen aufgefangen, was auf Kosten der Langlebigkeit geht. Bei gleichbleibender Profiltiefe ist ein großflächigeres Profil deshalb deutlich langlebiger. Je größer die Auflagefläche des Profils wird, umso „rutschiger“ wird es im Gelände, weil es weniger Kanten und Angriffspunkte bietet, die an kleinen Strukturen oder im Boden Halt finden.

  • Das Gewicht

Hauptsächlich ist das Gewicht abhängig vom Verhältnis zwischen Profiltiefe und Flächenverteilung. Das Spektrum der Möglichkeiten beginnt hier bei einer besonders dünnen, flachen Sohle. Je mehr Stollen und je höher diese hervorstehen, umso schwerer wird die Sohle. Natürlich kommt der Aspekt des Volumengewichts bei den unterschiedlichen Gummimischungen ebenfalls zu tragen. Die Unterschiede sind jedoch weniger signifikant.

Es ist eine Herausforderung, die richtige Balance zu finden, zwischen Profiltiefe, Flächenverteilung und Gewicht, um dies auf die verschiedensten Anwendungsgebiete abzustimmen. Denn schwere Bergschuhe müssen ganz andere Herausforderungen bewältigen als leichte Multifunktionsschuhe.

Um die richtige Profiltiefe für den angedachten Verwendungszweck zu finden, hilft ein Blick auf die Meindl Anwendungsgebiete von A-D. So sind üblicherweise die Sohlen bei Schuhen für Freizeit und Alltag (Kategorie A) dünner und flacher als die von extremen Bergschuhen für Alpines Gelände (Kategorie D). Das folgende Bild soll dies veranschaulichen.

  • Die Anordnung der Stollen anhand des Meindl Multigriff® Profils

Das Meindl Multigriff® Profil ist seit vielen Jahren im Einsatz und wird in seiner Grundform in vielen Meindl Schuhen verarbeitet.

Die einzelnen Sohlenelemente sind dabei ähnlich angeordnet, Unterschiede gibt es vor allem bei der Höhe des Absatzes und in der Profiltiefe. Die Grafik zeigt sehr anschaulich, welche Aufgaben die jeweiligen Sohlenelemente übernehmen:

Die Grip-Elemente stehen für die Haftung, die vor allem beim Ansteigen im Vorfußbereich (Felsen beim Klettern) oder beim Absteigen/Auftreten gegeben sein muss.

Die Traktionselemente sorgen in allen Richtungen dafür, dass der Schuh unter Belastung nicht wegrutscht. Die asymmetrisch angeordneten Stollen sind dafür auch teilweise abgewinkelt, um die Stabilität auch bei schräger bzw. seitlicher Belastung zu ermöglichen.

Die Stabilitätselemente stärken das Profil auf der Seite und schafft die nötige Kantenschärfe, um bei Bedarf auch in Schneefeldern oder steilen Wiesen bzw. Waldhängen eine horizontale Standfläche schaffen zu können. Durch die flache Außenreihe der Stabilitätselemente wird der Grip im Fels optimal unterstützt.

Die selbstreinigende Eigenschaft der Sohle bewirkt, dass die Stollenelemente sich nicht mit Erde oder anderem Schmutz verstopfen und so ihre Wirkung verlieren. Mit jedem Schritt wird der aufgenommene Schmutz durch die Schrittbewegung wieder abgestoßen.

Der Absatz und die dahinterliegenden Elemente an der Ferse haben eine bremsende Wirkung. Insbesondere im Abstieg ist der Absatz besonders wichtig, um ein Rutschen des Schuhs zu verhindern. Die nach vorne gestellten Stollen erhöhen den Biss am Untergrund und schaffen so Stabilität und Sicherheit.

 

Umgebungsfaktoren:

Unsere Sohlen sind entsprechend der Anwendungsgebiete von A-D für den jeweiligen Einsatz konzipiert. Dabei wird insbesondere das Gelände und die Wegbeschaffenheit in die Konzeption einbezogen.

  • Untergrund

Wie im Text oben beschrieben, haben Sohlen aufgrund ihres unterschiedlichen Designs auch unterschiedliche Eigenschaften – auch im Bezug auf den Untergrund.

Besonders reibungsintensiver Untergrund wie z.B. Kalk- oder Granitgestein beansprucht die Sohle stärker als reibungsarmes Gelände, wie z.B. eine nasse Wiese oder ein polierter Steinboden. Je höher die Reibung im jeweiligen Gelände ist, umso höher ist auch der Abrieb, was wiederum die Lebensdauer der Sohle beeinflusst.

  • Feuchtigkeit, Nässe, Eis und andere Substanzen

Die Reibungswerte aller Gummimischungen werden durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Dabei ist Feuchtigkeit der häufigste Grund, weshalb Sohlen über den Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit gebracht werden. Denn die Reibung der Profilsohle kann natürlich nur dort greifen, wo der Boden auch etwas Struktur und Haftung bietet. Besonderes Augenmerk legen wir hier auf unsere Wintersohlen, die aufgrund ihres spezifischen Einsatzes besonders hohe Reibungswerte aufweisen.
Weitere Einflussfaktoren sind die Temperatur sowie andere Flüssigkeiten wie Öl oder Treibstoff.

  • Die Liegedauer:

Unabhängig vom Abrieb des Gummis härtet die Oberfläche im Laufe der Zeit nach und überzieht sich mit einer feinen Schicht, die eine geringere Reibung aufweist. Diesen Nachhärtungsprozess kann man leider nicht beeinflussen, außer man hat die Schuhe ständig in Bewegung. Jedoch gibt es hier einen Tipp, wie man die reibungsarme Gummischicht wieder anrauen kann: Ein Spaziergang auf rauem Asphalt oder Rollsplit sollte bereits ausreichen. Wenn der Gummi bereits so spröde ist, dass dies nicht mehr funktioniert empfehlen wir, nach Möglichkeit eine Neubesohlung. Informationen dazu finden Sie hier.

  • Beschichtungsüberreste aus der Produktion:

Der Nachhärtungsprozess darf nicht mit den Beschichtungsüberresten aus der Produktion verwechselt werden. Denn alle Meindl Schuhe werden in der Produktion einem gründlichen Finish unterzogen. Dabei wird der gesamte Schuh auch mit einer Imprägnierung behandelt.

Es kann vorkommen, dass diese Imprägnierung die Sohle von fabrikneuen Schuhen für den ersten Moment besonders rutschig macht. Der Imprägnierungsfilm ist erfahrungsgemäß bereits während des ersten Probierens abgelaufen.

Benutzerspezifische Faktoren

Jeder Mensch hat eigene Ansprüche an sein Schuhwerk. Dies beginnt mit der Passform und geht weiter mit den unterschiedlichen Vorlieben für Material, Steifigkeit, Gewicht, etc. Wir bei Meindl bieten deshalb eine große Palette an Schuhen und Technologien an, um für die verschiedenen Bedürfnisse unserer Kunden ein passendes Modell anbieten zu können. Und auch bei der Abnützung der Schuhe kommen subjektive Faktoren zu tragen.

  • Das Belastungsgewicht

Mit einem leichten Tagesrucksack am Rücken wirkt weniger Energie auf die Profilsohle ein, als mit einem schweren Trekkingrucksack. Je mehr Gewicht auf die Sohle kommt, umso mehr ist die Sohle von Abrieb betroffen.

  • Die Fußstellung

Jeder Fuß wird ein wenig anders belastet. Entsprechend unterschiedlich wird diese Belastung auch auf die Sohlen weitergegeben. Bei Menschen mit ausgeprägter Pronation ist es deshalb nicht verwunderlich, dass auch die Profilsohle auf einer Seite mehr bzw. schneller in Mitleidenschaft gezogen wird. Orthopädische Einlagen können hier gegebenenfalls Abhilfe schaffen.

  • Die Geh- und Abrollbewegung

Vergleicht man die Gehtechnik von Menschen, so wird schnell ersichtlich, dass es auch hier extreme Unterschiede gibt. Das Idealbild einer optimal durchgeführten, kontrollierten Abrollbewegung ohne Schnörkel oder Drehung ist in der Realität nicht immer gegeben. Entsprechend vielseitig sind auch die Belastungen, die auf die Sohle einwirken.

Es kann also vorkommen, dass die Gehtechnik zu einer einseitigen Belastung führt und damit ein besonders hoher Abrieb und damit Sohlenverbrauch einhergeht. Gleichzeitig kann eine schonende Geh-Technik eine Sohle unheimlich entlasten. So verschieden wie die Menschen sind, so verschieden ist auch ihr Gang.

 

Für den Fall, dass Ihre Schuhe einseitig abgelaufen sind, können wir Ihnen in den meisten Fällen eine Neubesohlung anbieten. Wenden Sie sich dazu am besten an Ihren Fachhändler. Weitere Informationen finden Sie außerdem hier.