Rein ins Geschäft und rauf auf den Berg!

Tipps und Tricks für den Schuhkauf im Fachhandel

Wir empfehlen unseren Kunden, Berg- und Wanderschuhe am besten im Fachhandel zu kaufen. Denn ein passender Bergschuh oder Wanderschuh muss einfach wie angegossen sitzen – am besten spürt man gar nicht, dass man einen Schuh trägt. Und wenn der Schuh drückt, dann kann selbst die schönste Wanderung zur Qual werden. Doch wie findet man den richtigen Schuh? So einfach wie bei Aschenbrödel ist es leider nicht, aber mit unseren Tipps und Tricks sind Sie sicherlich gut beraten!

Bei Berg- und Wanderschuhen lohnt sich auf jeden Fall der Besuch im Fachhandel. Hier werden Sie von Menschen mit dem nötigen Know-How und langjähriger Erfahrung beraten. Außerdem finden Sie dort eine große Auswahl an unterschiedlichen Modellen in verschiedenen Größen. Und hier gleich der erste Tipp: Gehen Sie am besten nachmittags Schuhe kaufen, denn im Laufe des Tages werden Ihre Füße etwas größer – sie schwellen an, so wie es auch bei einer Bergtour sein wird.

Überlegen Sie sich schon im Vorfeld, wie und wo sie den Schuh einsetzen wollen. Bei der Wahl des richtigen Einsatzbereichs Ihrer Schuhe helfen Ihnen die Anwendungsgebiete von Kategorie A bis D, welche sich Alfons Meindl bereits 1976 überlegt hatte. Wenn Sie diese beiden Kleinigkeiten berücksichtigen, kann es auch schon los gehen.

Lukas Meindl ist Schuhmachermeister in 9. Generation und als Geschäftsführer bei der Firma Meindl für Produktion und Entwicklung zuständig. Er ist selbst gerne und viel in den Bergen unterwegs und kann Ihnen wertvolle Tipps geben, was Sie bei der Wahl des richtigen Schuhs im Geschäft berücksichtigen können:

Die Socken und Einlagen

Nehmen Sie zum Schuhkauf unbedingt jene Socken mit, die Sie auch zum Wandern tragen werden. Am besten geeignet sind Funktionssocken, die – vor allem in GORE-TEX-Schuhen – für ein optimales Fußklima sorgen. Unterschiede beim Material der Socken haben auch Auswirkungen auf das Fußklima. Bitte bedenken Sie, dass verschieden dicke Socken nicht nur im Volumen, sondern auch bei der Länge des Schuhs einen deutlichen Unterschied machen. Haben Sie noch keine geeigneten Socken, fragen Sie nach und kaufen Sie diese gleich mit. Vergessen Sie ggf. Ihre orthopädischen Einlagen nicht – diese Verändern evtl. das Volumen im Schuh.

(Bei der Socke im Bild handelt es sich um die Meindl MT6-Merino)

Die Schnürung

Ein wichtiger Schritt zum richtigen Schuh ist, dass Sie den Schuh richtig anziehen: Steigen Sie in die Schuhe und stellen Sie, durch beherztes Antreten der Ferse auf den Boden eine solide Verbindung zwischen Ferse und Schuh her. Zentrieren Sie die Lasche vorne und schnüren den Schuh zu. Beachten Sie dabei unbedingt die 2-Zonen-Schnürung: Bergauf schnüren Sie den unteren Bereich bis zum Klemmhaken (= Zone 1) fest zu, den Schaft (= Zone 2) können sie lockerer binden – so erhöhen Sie die Beweglichkeit. Bergab schnüren Sie vor allem im Bereich der Beuge den Schaft fester (DiGAfix®/variofix®), um ein Vorrutschen des Fußes zu verhindern. Im Laufe eines langen Bergtages können Sie die Schnürung auch variieren, um eine einseitige Druckbelastung zu vermeiden.

Die Größe

Bestehen Sie beim Kauf von Berg- und Wanderschuhen nicht auf Ihre »normale« Schuhgröße, sondern bleiben Sie offen für Alternativgrößen. Die Schuhgröße ist einfach keine fixe Sache, im Laufe des Tages verändern die Füße auch ihre Größe. Auch im Alter wird der Fuß länger und breiter, also größer. Das liegt daran, dass mit den Jahren die Fußmuskulatur nachlässt und sich die Wölbung reduziert. Probieren Sie auf jeden Fall unterschiedliche Größen im gegenseitigen Vergleich und achten Sie auf die feinen Unterschiede. Denn je Halbgröße wächst der Schuh in der Länge lediglich um 4,23 mm. Im gleichen Moment nimmt mit der Länge auch die Weite des Schuhs zu. Somit hilft es oftmals, den Schuh eine halbe Größe größer zu nehmen, um auch insgesamt mehr Platz im Schuh zu haben.

Die Passform

Überprüfen Sie die Passform genau: Sitzt die Ferse? Stehen Sie gut im Schuh? Haben die Zehen genug Platz? Wie sieht es mit dem Volumen aus? Drückt es irgendwo? Beachten Sie immer folgende Faustregel: Der Fuß hat im passenden Schuh etwa 1 cm Platz (Fingerprobe). In der Breite kann der Schuh geweitet werden bzw. passt er sich beim Einlaufen auch noch etwas an – aber niemals in der Länge! Natürlich sollte der Schuh auch nicht zu groß oder zu weit sein.

Bergauf geht’s

Probieren Sie immer beide Schuhe und nutzen Sie die Teststrecken im Laden. Und das Wichtigste: Lassen Sie sich dabei Zeit! Tragen Sie Ihren Favoriten mindestens 10 Minuten, denn diese Zeit braucht das Leder und das Innenleben um sich zu erwärmen und anzupassen. Beim Bergaufgehen kommt es auf den Fersensitz an, den Sie mit der richtigen Schnürung regulieren. Ein bisschen Luft darf der Fuß haben, aber wenn Sie im Schuh »rauf und runter« rutschen, sind Sie später anfälliger für Blasen.

Bergab geht’s

Schnüren Sie die Schuhe dafür im Vorderfuß- und Rist-Bereich etwas fester. Achten Sie darauf, dass Sie nicht vorne anstoßen. Je schwieriger das Gelände ist, desto verwindungssteifer und seitenstabiler muss der Schuh sein. Im Zweifelsfall empfiehlt Lukas Meindl immer auf die stabilere Schuhvariante zurückzugreifen. Denn Schuhe werden mit der Zeit weicher und ein stabiler Schuh entlastet die Muskeln viel besser. So beugen Sie der Ermüdung und damit Schmerzen im Bereich der Fußsohle vor.

(Bei dem Schuh auf den Fotos handelt es sich um das Modell Air Revolution 4.1.)

6 Tipps zum Einlaufen neuer Schuhe

  1. Tragen Sie beim Einlaufen die richtigen Socken!
  2. Zentrieren Sie die Lasche gleich ab dem ersten Mal mittig! Der Zentrale Haken auf der Zunge hilft dabei, die Position der Lasche zu fixieren. Einfach beim Schnüren von unten mitnehmen – und schon ist die Lasche fixiert.
  3. Schnüren Sie die Schuhe richtig und zum Schaftabschluss nicht zu fest!
  4. Schnüren Sie den obersten Haken von oben nach unten. Die Senkel laufen dann nach unten zusammen. So kombinieren Sie Stabilität und Bewegungsfreiheit optimal!
  5. Tragen Sie Ihre Schuhe zur Sicherheit zuerst zuhause, dann bei Spaziergängen und erst dann auf Ihrem »persönlichen Everest«!
  6. Wenn es noch »zwickt« laufen Sie durchs taunasse Gras. Das Leder wird durch die Feuchtigkeit weich und passt sich so schneller an! In der Breite kann zur Not auch der Schuhmacher nachhelfen.

Weitere Informationen:

Sollten Sie zum Thema Größenwahl und Anprobe noch weitere Fragen haben, so helfen Ihnen vielleicht die Beiträge in den Meindl Storys weiter.

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